ALPWIRTSCHAFT IM FOKUS

Manfred Kurrle und seine Naturschutzstiftung planen einzigartige Ausstellung – ab Juli in der Stadthausgalerie in Sonthofen

Die Petersalpe auf einer historischen Aufnahme (links) und heute (rechts) / Lorenz-Munkler/Worschech /

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. So eine ambitionierte Ausstellung in Sonthofen. Die „Stiftung Allgäuer Hochalpen“, gegründet von Manfred Kurrle, präsentiert vom 16. Juli bis 4. September 2022 eine spannende Informationsschau über die faszinierenden Lebensräume von Menschen, Tieren und Pflanzen der Allgäuer Hochalpen. In der Stadthausgalerie gibt es unter dem Motto „Allgäuer Hoch Kultur“ reichlich Infotainment zu diesem komplexen Thema. Sind die Berge ein Freizeitpark, ein Naturschutzgebiet oder einfach nur Heimat von zahlreichen Tieren und Pflanzen und wenigen Menschen? Die Antworten darauf sind unterschiedlich, die Interessen kollidieren. Die Ausstellung soll auch Wege zu und Beispiele von einem harmonischen Miteinander zeigen.

 

Sind die Berge ein Freizeitpark, ein Naturschutzgebiet oder einfach nur Heimat von Tieren, Pflanzen und wenigen Menschen?

 

„Wir wollen die Allgäuer Alpwirtschaft erlebbar machen. Aber auch die Zielkonflikte aufzeigen, die im Spannungsfeld Alpwirtschaft aufeinandertreffen“, sagt Bettina Kurrle, die stellvertretende Stiftungsvorsitzende der Naturschutzstiftung. Kaum einer kennt diese Spannungsfelder wohl besser als ihr Vater, der für rund 1.300 Hektar Wald- und Alpflächen im Rappenalptal zuständig ist. Und fünf Alpen: Die Breitengehren Alpe, die Buchrainer Alpe, die Alpe Hinterer Einödsberg, die Alpe Vorderer Einödsberg und die Petersalpe. Der gebürtige Stuttgarter kaufte 1998 die „Prinzregenten-Jagd“ von Prinz Luitpold und verwandelte diese in eine blühende gemeinnützige Stiftung. Das vormals königliche Alp- und Forstgut Einödsbach liegt mitten im Herzen des Naturschutzgebiets Allgäuer Hochalpen und besitzt einen einzigartigen Reichtum an Tieren und Pflanzen auf den Weide- und in den Forstflächen, die in einer Höhe von 1.100 bis 2.500 Metern liegen. Um diese Landschaft zu schützen, hatte Kurrle im Jahr 2006 die Stiftung gegründet. „Die Krönung meines Lebenswerks“, sagt der 85-Jährige heute.

Unter Leitung des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe und der botanischen Arbeitsgemeinschaft der Alpen (AVEGA) wurde eine sechsjährige Studie zur zoologischen Situation des Gebiets durchgeführt. Auf deren Basis will man eine möglichst naturverträgliche Beweidung realisieren. Die für das Oberallgäu typischen, steilen, bis auf 2.000 Meter hohen Grasberge, die auf tiefgründigen, kalkarmen, aber basenreichen Böden über tonreichen Mergeln liegen, beherbergen viele Arten. Allein auf den Alpen Einödsberg wurden 1.271 Arten (647 Gefäßpflanzenarten und 624 Tierarten) gezählt. Dafür, dass diese Biodiversität erhalten bleibt, setzt sich Kurrle ebenso ein, wie für den Erhalt der fünf im Naturschutzgebiet liegenden Alpen. In enger Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege wurden mittlerweile fast alle Alp-Gebäude im Gebiet der Stiftung Allgäuer Hochalpen für einige Millionen Euro behutsam restauriert und einer ausgewogenen alpwirtschaftlichen und touristischen Nutzung zugeführt. So die Breitengehren Alpe oder die Petersalpe, die Kurrle wieder zu Sennalpen ausbauen ließ.

 

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in der top schwaben Ausgabe Nr. 77