EINE RADRUNDE FÜR DEN RESTAURANTFÜHRER

Wo gibt es schon eine Radtour, für die sogar ein Hotel- und Restaurantführer Werbung macht? Die Schwäbische Kartoffeltour führt auf 219 Kilometern durch vier Landkreise und bietet Übernachtungsstopps in zehn empfohlenen Hotels und Gasthäusern.

Von Pfaffenhausen kommend erhebt sich eindrucksvoll Schloss Kirchheim über dem Mindeltal – ein Streckenabschnitt der Kartoffeltour. / Wolfgang Strobl, iStock / Wavebreakmedia /

Es war eine spannende Idee, die zehn Gastronomen bereits vor mehr als 20 Jahren hatten. Sie überlegten sich eine Radtour, nannten sich „Kartoffelwirte“, boten fortan immer ein Kartoffelgericht auf ihrer Speisekarte und starteten einen Radweg, der zwar hier in Schwaben immer noch ein Geheimtipp ist, aber längst auch dort angekommen ist, wo kulinarische Höhepunkte zählen: Auf der Website des „Varta-Führers“, einem der renommierten, weil unabhängigen Hotel- und Restaurantführer in Deutschland.

Wer sich auf die 219 Kilometer lange Kartoffeltour durch Bayerisch-Schwaben machen will, hat die Qual der Wahl. Denn „offiziell“ beginnt die Tour in Leipheim, aber natürlich lässt sich überall auf der Runde in eine andere Etappe einsteigen. Leipheim, das ist fast der nördlichste Punkt der interessanten Radrunde, die in einem großen Bogen die Region umschließt, die man gemeinhin mit „Mittelschwaben“ bezeichnet – und die sich auch kulinarisch auszeichnet. Denn einige der zehn Gasthäuser sind seit vielen Jahren auf der Liste der „Ausgezeichneten Bayerischen Küche“, die jedes Jahr von der Bayern Tourist GmbH (BTG) erstellt wird.

Zu diesem gehört regelmäßig auch das Restaurant „Waldvogel“ in Leipheim, das aktuell mit der Höchstbewertung von drei Rauten bei der BTG gelistet ist. Kein Wunder: Bei der Inhaberfamilie Ihle gibt es eine „grüne Leidenschaft“. Hier wurde das Grundprinzip der Landwirtschaft und des Lebens auf dem Land beibehalten. 2,5 Hektar eigene Biolandfläche und ein Hektar Streuobstwiesen umgeben das Gasthaus, das weit außerhalb der Stadt Leipheim liegt – am „Grünen Weg“ eben, wo bei der Gründung vor 95 Jahren nichts als Wald war – woher auch der ungewöhnliche Name der Gastronomie stammt: Die Nachbarn nannten den, der sich dort niederließ, nur den „Waldvogel“, denn der musste ja einen Vogel haben, wenn er alleine dort hinaus an den Waldrand zieht.

Den sprichwörtlichen „Vogel“ hat die mittlerweile dritte Generation der Inhaberfamilie immer noch – allerdings, wenn es um die Produkte geht, die im „Waldvogel“ auf den Tisch kommen. Bei den Fleischgerichten ist alles selbst produziert – außer das Fleisch selbst. Das kommt ausschließlich aus dem Allgäu und dem Nachbarort Bubesheim, das Lammfleisch sogar von der eigenen Herde in Oxenbronn. „Das entspricht unserer Lebens- und Wertevorstellung“, so die Geschwister Stefanie Pröbstle und Mathias Ihle, die eine klare Vorstellung davon haben, wie sie ihren Betrieb führen: Keine Erdbeeren im Winter, kein Fisch aus Australien, keine Gurken und Tomaten im Winter. Dafür gibt es im Winter eine frische Alternative: zum Beispiel Feldsalat, ein klassisches Wintergemüse, das auch in hiesigen Regionen wächst.

So wird der „Waldvogel“ selbst zu einem Leipheimer Unikum, auch wenn die Stadt mit Straußenfarm, Schloss und Fußballgolf den Radlern auf der ersten 30 Kilometer-Etappe schöne Abwechslung bietet, bevor es weiter in Richtung Günzburg, Offingen, Mindelaltheim, Konzensberg, Burgau und Haldenwang dann nach Röfingen geht. Dort bietet Familie Zahler – wie alle zehn Kartoffelwirte – besondere Einrichtungen für Fahrradwanderer. Alle Hotels haben abschließbare Radlschuppen, Trockenräume für nasse Kleidung, ein kleines Reparaturset, helfen gern bei Pannen und geben Tipps für Ausflüge. Und natürlich finden sich auf der Speisekarte besondere Kartoffelgerichte – so auch bei den Zahlers, die in fünfter Generation gutbürgerliche Küche sowie Hausschlachtung aus eigener Landwirtschaft anbietet. Von Röfingen aus startet die nächste Etappe in Richtung Süden: Die nun leicht hügelige Strecke führt auf Radwegen entlang an Landstraßen nach Landensberg und weiter auf dem Zusamradweg durch den westlichen Landkreis Augsburg nach Gabelbach, Dinkelscherben, Oberschönebach, durch die Reischenau bis Ziemetshausen in den Gasthof Zahler, wo sich die Radreisenden von der Schwäbischen Küche „mit internationalen Ausrutschern“ verwöhnen lassen können, wie es Inhaberfamilie Hiller mit einem Augenzwinkern formuliert.

Rund ein Kilometer vom Gasthof Adler liegt Maria Vesperbild, die größte schwäbische Wallfahrt. Dort wird am 30. April nach dreijähriger Renovierungszeit nun endlich wieder die Wallfahrtskirche feierlich eröffnet. Die schönen Deckenfresken wurden gereinigt und leuchten wieder in frischem Glanz. Das Vesperbild, wie die Pietà mit der Gottesmutter Maria und dem vom Kreuz abgenommenen Jesus genannt wird, ist nach der Wiedereröffnung umfasst von einem Hintergrund aus marmoriertem Holz, über dem nun ein Oculus – ein rundes Fenster nach Osten – wieder geöffnet wurde, ebenso wie zwei große Seitenfenster neben der Empore.

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