EIN BAHNHOF ERWACHT ZUM LEBEN

Das Unternehmen buch7 vereint wirtschaftliche mit sozialen Interessen – und richtete für Langweid am Lech einen Kulturbahnhof ein.

Der Kulturbahnhof Langweid / Frank Müller /

Seit 2018 hat sich buch7 einem besonders großen Projekt verschrieben: den alten Bahnhof von Langweid am Lech zu renovieren und als gemeinnütziges Kulturzentrum mit Leben zu füllen. Nun ist die Renovierung im Wesentlichen abgeschlossen und der Betrieb des buch7-Kulturbahnhofs ist angelaufen. Das Unternehmen buch7 ist ungewöhnlich: 2007 wollte ein idealistischer Gründerkreis eigene „Weltverbesserer“-Projekte ins Leben rufen. Ideen gab es viele. Geld für eine Homepage, Räume oder Medientechnik aber nicht. Und doch nahm in diesen Tagen eine unerwartete Erfolgsgeschichte ihren Anfang: Eine engagierte Kommilitonen-Gruppe um den Informatik-, Philosophie- und Politikstudenten Benedikt Gleich gründete ein Unternehmen („damit verdient man schließlich Geld“) – und noch dazu eines, das mit einem wertvollen Produkt, dem Kulturgut Buch, mittlerweile viele wertvolle Projekte fördert. Seit mehr als zehn Jahren unterstützt buch7 soziale, kulturelle und ökologische Projekte in ganz Deutschland über Spenden und Sponsorings. „Insgesamt konnten wir schon über 700.000 Euro an über 100 verschiedene Projekte überweisen, von Grünhelme e.V. über foodwatch e.V. bis zu den Klinikclowns“, freuen sich die Langweider Unternehmer darüber, dass sich wirtschaftliche Interessen und soziales Engagement nicht ausschließen müssen.

 

Wirtschaftsinteressen und soziales Engagement müssen sich nicht ausschließen

 

Nach viel Optimismus am Anfang und viel Durchhaltevermögen in den schwierigen Jahren nach der Gründung steht hinter buch7 mittlerweile ein Team von 15 Mitarbeitenden. Das Geschäftsmodell des Online-Buchhandels funktioniert erfreulicherweise und es werden regelmäßig vier- bis fünfstellige Spendenbeträge an viele verschiedene Projekte in ganz Deutschland (und manchmal auch darüber hinaus) überwiesen. Das aufzubauen war natürlich ein großes Stück Arbeit – so groß, dass den Gründern kaum noch Zeit für die weiteren Weltverbesserer-Ideen über die Gründung von buch7 hinaus blieb. Diese Ideen fielen gleichsam in einen Dornröschen-Schlaf, wurden aber im Jahr 2018 durch ein altes, hässliches, leerstehendes Bahnhofsgebäude wachgeküsst. Dieses stand ungenutzt und verfallend direkt gegenüber des Firmensitzes der Langweider Buchhändler in Langweid, ein paar Kilometer nördlich von Augsburg.

 

Was dem buch7-Team daran gefallen hat: Das marode Bahnhofsgebäude stand direkt an der noch aktiven Bahnstrecke der ehemals Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahn, die unter Ludwig I. in den 1840er-Jahren errichtet wurde – und wurde kurz nach 1900 erbaut. Dadurch war es mit seiner langen Geschichte also ein wertvolles kulturelles bzw. historisches Erbe und das sogar mit überraschend guter Substanz – obwohl an allen Ecken und Enden der Putz bröckelte. Um 1900 hatten Ziegel noch keine Löcher und zur Sicherheit baute man die Wände gleich einen halben Meter dick. Es wäre vermutlich bei einem „da müsste mal jemand was machen“ geblieben, wenn buch7 nicht damals auf der Suche nach eigenen Büro-, Laden- und Veranstaltungsräumen gewesen wäre. Seit dem Start hatten die jungen Gründer nie eigene Büroräume, sondern hatten alles von zu Hause, oft vom Küchentisch aus, erledigt.

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in der top schwaben Ausgabe Nr. 76