EINE LEGENDE HOCH ZU ROSS

Bischof Ulrich von Augsburg wird mit einem ganzen Festjahr geehrt. Von der Ulrichswoche Anfang Juli 2023 bis zum Ulrichsfest am 6. Juli 2024 feiert die Diözese den seit mehr als 1.000 Jahren berühmten Bistumsheiligen.

St. Ulrich in der Schlacht: Das Fresko Franz Xaver Kirchebners in der Pfarrkirche St. Ulrich in Gröden zeugt von der Popularität Ulrichs bis nach Südtirol. / Moroder /

Es ist kein Geburtstag, der gleich ein ganzes Jahr lang gefeiert wird: Das Festjahr, das die Diözese als Ulrichsjahr oder Ulrichsjubiläum feiert, erinnert an die Bischofsweihe vor 1.100 Jahren und den 1.050. Todestag des Augsburger Bistumsheiligen, Bischof Ulrich.

 

Bischof Ulrich beeinflusste bei der „Schlacht auf dem Lechfeld“ 955 den Lauf der Geschichte. Er hielt die Hunnen auf, bis die königlichen Truppen kamen.

 

Wer war dieser Bischof Ulrich, dem die Diözese bis zum 14. Juli 2024 mehr als ein ganzes Jahr zahlreiche Veranstaltungen, Wallfahrten und Gottesdienste widmet? Er war kein Geringerer, als ein Geistlicher, „ohne den die europäische Geschichte anders verlaufen wäre“, wie Autor Peter Rummel anerkennend feststellt, der das Buch Ulrich von Augsburg. Bischof – Reichsfürst – Heiliger veröffentlicht hat. Denn Ulrich lebte in unruhigen Zeiten. Er war bereits 65 Jahre alt, als die gefürchteten Reiterhorden der Ungarn in Bayern und dem schwäbischen Land einfielen. Dort wüteten sie grausam, verbrannten Dörfer und Siedlungen und brachten rücksichtslos jeden um, der sich ihnen in den Weg stellte. 955 standen die ungarischen Reitertruppen vor Augsburg. Die Stadt aber ließ Ulrich bereits in weiser Voraussicht lange vorher mit einer Steinmauer umgeben und befestigen. Was Ulrich jedoch bis heute im süddeutschen Raum so populär gemacht hat, war seine aktive Rolle bei der Verteidigung Augsburgs bei der Schlacht auf dem Lechfeld. Hoch zu Ross, ganz und gar ohne Rüstung, „nur bewehrt mit einer Stola, ermunterte der Bischof die Verteidiger, welche die wütenden Angriffe der Reiterscharen am 8. und 9. August erfolgreich zurückweisen konnten, bis das königliche Heer eintraf. Am Laurentiustag 955 fiel die Entscheidung auf dem Lechfeld südlich von Augsburg. Die Ungarn wurden vernichtend geschlagen, ihre Stoßkraft endgültig gebrochen“, wie Autor Peter Rummel die zwischen Alb und Alpen bekannte „Schlacht auf dem Lechfeld“ beschreibt, die seiner Meinung nach den Lauf der Geschichte sicher beeinflusste.

Dieses Bild Ulrichs ist markant am Brunnen vor dem Augsburger Mariendom von einem zeitgenössischen Künstler in Szene gesetzt worden: Umrahmt von den beiden anderen Augsburger Stadtheiligen, St. Simpert und St. Afra, reitet der Bischof hoch zu Ross, dynamisch nach vorne strebend, die linke Hand am Hals seines Pferdes, die rechte hoch erhoben mit dem Zeichen des Kreuzes hoch über dem Kopf – eine Darstellung der Legende nah am Heldenmythos. Doch wer war dieser Ulrich von Augsburg, der in diesem, zu damaligen Zeiten hohen Alter, mit viel Mut, Umsicht und Tatkraft maßgebend dazu beitrug, dass Augsburg nicht in die Hände der Ungarn fiel?

 

Augsburg ist der wahrscheinlichste Geburtsort Ulrichs, der aus adeligem Geschlecht entstammt

 

Geboren wird Ulrich um 890 als Sohn des adligen alemannischen Geschlechts der Hupaldinger, die mit verschiedenen schwäbischen Herzögen und über Kaiserin Adelheid, der Gemahlin Ottos I. (des Großen) auch zur ottonischen Herrscherfamilie verwandtschaftlich verbunden sind. Die Quellenlage seines Geburtsorts ist unklar. In Frage kommen die Orte Wittislingen, Dillingen, Sulmetingen bei Vöhringen und Augsburg – vielleicht der wahrscheinlichste Geburtsort des späteren Heiligen, da Dompropst Gerhard, ein ehemaliger Kaplan Ulrichs, zu dessen Heiligsprechung 993 eine Lebensbeschreibung verfasste. Darin wurde Ulrich, dessen Name soviel wie „reich begütert“ bedeutet, nach eigener Aussage in Augsburg geboren. Sicher ist, dass Ulrich zwischen den Jahren 900 und 908 im schweizerischen Kloster St. Gallen ausgebildet wird, woran sich nach Rückkehr in die schwäbische Heimat die Tätigkeit als Kämmerer beim Augsburger Oberhirten Adalperos anschließt. Weil er nach dem Tod Adalperos übergangen wurde und dessen Nachfolger Hiltine nicht dienen wollte, verließ Ulrich den bischöflichen Hof, um sich der Verwaltung des elterlichen Besitzes zu widmen.

 

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in der top schwaben Ausgabe Nr. 82