HEILENDE HÄNDE

Diana Graulich hat vor fünf Jahren die Naturheilpraxis ihres Vaters Dr. Michael Graulich übernommen. Dieser hat die naturheilkundliche Lehre Sebastian Kneipps ebenso gut gekannt wie die Meridianlehre der traditionellen chinesischen Medizin und hat auf Basis der Dorn-Therapie seine eigene ganzheitliche Therapieform entwickelt: SMT, die „Sanfte Manuelle Therapie“.

Diana Graulich in ihrer Naturheilpraxis in Ottobeuren / Nicolas Felder Fotografie /

Vieles im Sprechzimmer erinnert an den Vater: Diana Graulich ist in ihrer Naturheilkunde-Praxis in Ottobeuren umgeben von Gegenständen, die ihr Vater Dr. Michael Graulich im Lauf von mehr als 40 Jahren gesammelt hat. Erst vor wenigen Monaten ist er gestorben. Einen Teil seiner Asche bewahrt seine Tochter in einer Urne auf, die auf dem rustikalen Holzschrank im Sprechzimmer ihren Platz hat.

Eingerahmt hängt ein Brief an der Wand, den der Buckingham Palace im Jahr 2007 an Dr. Graulich geschickt hat. Die Sekretärin von Queen Elizabeth II. bedankt sich für die Übersendung des Buches mit guten Ratschlägen zur Behandlung des Rückenleidens Ihrer Majestät. Als nämlich Dr. Graulich über die Berichterstattung in den Medien erfahren hatte, dass die Königin über gesundheitliche Probleme klagte, empfahl er die Anwendung der „Sanften Manuellen Therapie“. Ob die Monarchin den Ratschlägen gefolgt ist?

Auf der Fensterbank stehen kleine Figuren von Fu Xi, Nüwa und Shennong, den drei Erhabenen aus der chinesischen Mythologie, auf dem Sideboard befinden sich Büsten von Buddha, Pfarrer Sebastian Kneipp und dem altgriechischen Medizin-Begründer Hippokrates, auf dessen Namen bis heute Ärzte ihren Berufseid leisten.
„Ich habe wenig verändert im Sprechzimmer und im Behandlungsraum,“ erzählt Diana Graulich, „für meinen Vater hatten all diese Dinge eine Bedeutung. Er hat sich unter anderem mit der Meridianlehre in der traditionellen chinesischen Medizin befasst, hat auch die ganzheitliche naturheilkundliche Lehre von Sebastian Kneipp gut gekannt. Kneipp wurde im Dorf Stephansried, heute ein Ortsteil von Ottobeuren, geboren.“

Im Jahr 2019 hat Diana Graulich die Praxis von ihrem Vater übernommen, nachdem sie bereits ab 2016 als Heilpraktikerin tätig war. Ihre Ausbildung in der „Sanften Manuellen Therapie“, SMT, hat sie bei ihrem Vater absolviert. Zudem hat sie die Heilpraktiker-Schule in Kempten besucht und mit der staatlichen Zertifizierung abgeschlossen.

 

Die Komfortzone der kassenärztlichen Praxis zu verlassen war ein mutiger Schritt

 

Dr. Michael Graulich hat auf der Basis der Dorn-Therapie seine eigene Ganzheitstherapie SMT entwickelt und als Marke schützen lassen. Er war so überzeugt von der sanften Methode, dass er die Schulmedizin 1998 aufgab und eine Privatpraxis eröffnete, in der er fortan ausschließlich SMT, die Sanfte Manuelle Therapie, anwandte. Die Komfortzone der gut gehenden kassenärztlichen Praxis zu verlassen war ein konsequenter und sehr mutiger Schritt.

Wie kam es dazu? „Wegen meiner lästigen Ohrgeräusche schleppte mich meine Frau zu dem bekannten Allgäuer Heiler Dieter Dorn (1938 – 2011), nach Lautrach bei Memmingen, von dem sie gehört hatte“, schreibt Michael Graulich in seinem Buch „Sanfte Manuelle Therapie“, erschienen im Jahr 2006, „Dorn besaß eine kleine Bauernsäge und zwei Kühe, war weder Arzt noch Heilpraktiker.“ Nach anfänglicher Skepsis ließ sich Dr. Graulich von Dorn „einrenken“, die Beschwerden waren weg – und mehr als das: Graulich war so überzeugt von der Dorn-Methode, dass er bei dem Allgäuer Heiler eine Art Ausbildung absolvierte, die zweieinhalb Jahre dauerte. „Nach 18 Jahren Kassenmedizin wurde mir zunehmend bewusst, welche Mängel die Schulmedizin aufwies, wie sehr sie nur auf Besserung und Krankheitsverwaltung, jedoch nicht auf Heilung aus war,“ schreibt Dr. Graulich, und kommt zu dem Schluss, sich von der Schulmedizin zu distanzieren, zumal sich bei seinen Patienten auch erste Heilungserfolge durch die Anwendung seiner SMT-Methode eingestellt hatten. „Sie ist keine Wunderheilertherapie“, merkt er aber an, „sie ist auch kein Hokuspokus, sondern sie rückt einfach die Knochen des menschlichen (und des tierischen) Skelettsystems zurecht.“

Viele Jahre lang hat Diana Graulich ihren Vater in seinen Seminaren und zunächst als Assistentin in der Praxis unterstützt. „Meine Brüder und ich sind aufgewachsen mit der Sanften Manuellen Therapie“, erzählt sie, „unser Vater hat uns von Kindheit damit behandelt, wenn wir gesundheitliche Probleme hatten. Für mich war mein weiterer beruflicher Weg vorgezeichnet, dass ich eines Tages die Praxis alleinverantwortlich übernehmen und leiten würde.“ Der Vater musste die Tochter nicht lange überzeugen: „Ich kannte ja die positiven Ergebnisse, die er erzielt hatte, und ich hatte bereits selbst viele Patientinnen und Patienten behandelt.“ Geboren wurde sie im hessischen Wiesbaden, der Vater stammte aus Bonn im Rheinland. „1980 kamen wir nach Ottobeuren“, erzählt Diana Graulich, „die Gemeinde mit der markanten Basilika, dem mächtigen Kloster und der inspirierenden Landschaft ist ein echter Kraftort. Das spüren auch meine Patienten.“

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in der top schwaben Ausgabe Nr. 86