Drei satte Kilo Mering: Zum 1001. Geburtstag veröffentlichte der Markt Mering eine Ortschronik als „Wissensspeicher“ für Einheimische und Auswärtige
Am 14. November 2021 hätte Mering das tausendjährige Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung gefeiert. Doch die Corona-Pandemie verhinderte unter anderem die Präsentation der Ortschronik zum Jubiläum. Das Mammutwerk „1000 Jahre Mering. 1021 – 2021“ stellte Merings Erster Bürgermeister Florian A. Mayer ein Jahr später im Kreis der Autorinnen und Autoren sowie geladener Gäste vor – es war der Schlusspunkt im Jubiläumsprogramm.
Die von der Marktgemeinde herausgegebene, von 37 Autorinnen und Autoren erarbeitete 732-seitige Chronik ist ein voluminöses Werk: Tausend Jahre wiegen buchstäblich schwer – mehr als drei Kilogramm. „Schwer verdaulich“ ist die Chronik dennoch nicht: Das liegt an der Fülle der Themen und prominenter Protagonisten – Staufer, Welfen, Wittelsbacher, Fugger … Der Räuber Kneißl, der Bayerische Hiasl, sogar die Schauspieler Fritz und Elmar Wepper kommen vor. Die Gliederung in 124 Einzelbeiträge mit 745 Abbildungen hält die Fülle lesbar. Tausende Quellenhinweise liefern das wissenschaftlich belastbare Fundament.
Anlass für das Erscheinen der Chronik „1000 Jahre Mering. 1021 – 2021“ beschreibt Co-Autor Johannes Kieweg. In seinem Beitrag ist die „Geburtsurkunde“ der Marktgemeinde abgedruckt, in der am 14. November 1021 der Hinweis „apud villam Moringa“ – beim oder nahe dem Königshof Möringen – auftaucht. Die Urkunde Kaiser Heinrichs II. nennt den Ortsnamen erstmals. 1000 Jahre sind kein alltäglicher Anlass: Vor sieben Jahren – so Gemeindeoberhaupt Florian A. Mayer – wurde deshalb die Idee einer Chronik geboren. Dieser „Wissensspeicher“ wäre so wohl bald nicht mehr machbar gewesen: Ortschronisten kamen in die Jahre, der Initiator der Chronik, Johann Weber, verstarb gar 2021 während der Arbeit an „seinem“ Buch. Mit den Erinnerungen der Kriegsgeneration drohen Dokumente und Fotografien, Postkartensammlungen und Privatarchive verlorenzugehen. In Mering ist all das nun weitgehend gesichert.
Die Chronik beinhaltet quasi auch einen Kunst- und Denkmalführer
Was aber vermittelt die Chronik? Merings Lage an der Grenze zwischen dem Territorium der Wittelsbacher – 15 Kilometer südöstlich der Bischofs- und Reichsstadt Augsburg – war lange eher Fluch als Segen. Denn das Dorf lag nicht nur an der Landes- und Sprachgrenze zwischen Schwaben und Altbayern, sondern auch an der Konfessionsgrenze zwischen dem katholischen Altbayern und dem zeitweise protestantisch dominierten Schwaben. Der Glaubensstreit war der Grund, warum der „Meringer Himmel“ – das Deckenfresko in der Pfarrkirche St. Michael – Luther und Melanchthon wenig schmeichelhaft darstellt. Ein Wappen am Altar der Kirche zeigt den Erbanspruch der Wittelsbacher auf Österreich. Auch daraus entstand einmal mehr ein Krieg, in dem Dörfer wie Mering niederbrannten.
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in der top schwaben Ausgabe Nr. 80