DER BUCH-MACHER

Der Anton H. Konrad Verlag in Weißenhorn punktet gegen die elektronische Konkurrenz und stellt eines in den Fokus: die Heimatregion Schwaben.

Dr. Christoph Konrads Verlag im denkmalgeschützten Alten Schulhaus in Weißenhorn bringt Bücher vor allem zu Kunst und Geschichte in Süddeutschland, Bayern und Schwaben heraus. Ein neues Buch führt in den „Schwäbischen Barockwinkel.“ / Stefan Mayr /

Das Kissen – in Bayern und Österreich auch als Polster bekannt – ist ein mit weichem Material gefüllter wie dichter Beutel. Es dient der Kopfstützung beim Ruhen, als Sitzunterlage oder Utensil für martialisches Treiben. Bei Christoph Konrad kommt ein blaues Exemplar davon sogar als „Tauf“-Requisit zum Einsatz, nämlich bei der Erstpräsentation eines Buches. Feiert so ein Band Premiere, liegt das druckfrische Werk auf samtweich Gewölbtem in den Händen eines stolz dreinblickenden Verlegers. Der 52-jährige gebürtige Ulmer hätte an seinem Verlagssitz – die Alte Schule mitten in Weißenhorn – auch sonst allen Grund zu zufriedenen Gesichtszügen. Das Geschäft mit gedruckten Büchern läuft gut, und das mitten in dieser durchdigitalisierten Menschheitsepoche.
Mit diversen Zeitläufen beschäftigt sich der trotz seiner inneren Ideen-Explosionen äußerlich ruhig wirkende Mann gleich in mehrfacher Hinsicht: Zum einen strotzt es in dem 1816 entstandenen Gebäude nahe beim Oberen Tor nur so vor Historischem. In den übervollen Regalen stauen sich zehn- bis hunderttausende Jahre, schwarz auf weiß festgehaltene Geschichte in ebenso viel scheinenden Bänden. Im besonderen Fokus steht dabei seit der Gründung durch Vater Anton Hubert Konrad vor 60 Jahren die Heimat. „Das Verlagsgeschäft hat sich in Richtung Regionalität entwickelt“, stellt der Juniorchef fest, der sich vor einem halben Jahrzehnt endgültig entschieden hatte, ganz in die Branche einzusteigen und die Fußstapfen des berühmten und vielfach ausgezeichneten Seniors und Kreisheimatpflegers zu treten. Ohne diesen mutigen Schritt wäre seinerzeit ein Prachtband übers Kloster Weltenburg wohl das letzte Erzeugnis aus der Schulstraße 5 gewesen. Zwar hatte Christoph schon zuvor eine Ausbildung beim renommierten Münchner Architekturverlag Callwey absolviert und weitere wichtige Aufgaben im Haus des Vaters übernommen. Es hätte aber auch anders kommen können, zumal der studierte wie promovierte Archäologe und Kunsthistoriker einst im Rahmen eines Berliner Ausgrabungsprojektes zwei frühislamische Paläste in Nord-Syrien freilegte.

 

„Prosa und Lyrik – ob Mundart oder nicht – finden Sie in unserem Programm, nahrhaft angereichert mit christlicher Philosophie.“

Dr. Christoph Konrad

 

Fündig werden Büchernarren wie Leseratten allemal, wenn sie dem breiten Programm des Weißenhorner Verlags auf den Grund gehen wollen. Neben Kunst und Geschichte in Süddeutschland, Bayern und Bayerisch-Schwaben im Allgemeinen, steht da Lesestoff über Kirchen und Klöster im Speziellen. Und: „Prosa und Lyrik – ob Mundart oder nicht – finden Sie in unserem Programm, nahrhaft angereichert mit christlicher Philosophie und biografischen Büchern“, heißt es auf der nie enden wollenden, teils humorvollen Homepage der Konrads. Auffallend bleibt für jeden Interessierten, der sich eines dieser Bücher zur Hand nimmt, ob schlankes Bändchen oder dicker Wälzer: Der stabile, in zahlreichen verschiedenen Formaten daherkommende Einband, der die Buchseiten auf teils hochwertigem Papier trägt. „Ein Buch sollte nicht nur inhaltlich stimmen, sondern auch greifbar sein“, betont Christoph Konrad die nach wie vor bestehende haptische Bedeutung seiner Produkte. Ein glückliches Händchen behält er nicht nur bei der Findung von Themen und Autoren, sondern auch der gestalterischen Umsetzung: Davon zeugen grandiose Fotos oder Zeichnungen und ein stets beeindruckendes Layout.

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in der top schwaben Ausgabe Nr. 75