WIE WIRKT SICH CORONA AUF DIE IMMOBILIENPREISE IN SCHWABEN AUS?

Aufgrund hoher Immobilienpreise weichen Augsburger auf die Nachbarstädte aus. Das treibt die Preise in den Landkreisen Aichach-Friedberg und Augsburg. Eine Betrachtung in Zeiten von Corona.

Am Fuße der Friedberger Altstadt entstehen vier Mehrfamilienhäuser und 13 Reihenhäuser. Die Stadt selbst baut dort weitere 67 Wohnungen, die zum Jahreswechsel bezugsfertig sein sollen. Zusätzlich entstehen noch weitere Reihenhäuser sowie Einfamilien- und Doppelhäuser hauptsächlich im sogenannten Einheimischenmodell.

Ruhig ist es derzeit in den Verkaufsbüros vieler Bauunternehmen, nicht aber zu ruhig. Denn trotz leicht gesunkener Nachfrage durch die Corona-Pandemie sind Immobilien in Augsburg und Umgebung nicht günstiger geworden. „Die Vertriebsgeschwindigkeit ist derzeit zwar etwas geringer, die Nachfrage dennoch immer noch sehr groß“, stellt Manfred Ruhdorfer, Geschäftsführer der Klaus Wohnbau derzeit für seine Projekte in der Fuggerstadt fest. Die Klaus-Gruppe ist einer der großen Player im Konzert der Immobilienwirtschaft im Raum Augsburg – München. Unter dem Namen „Kultquartier“ entstehen am Augsburger Proviantbach 110 Wohneinheiten, im Antonsviertel wurde noch vor Corona im Januar mit dem Bau von 180 Wohnungen begonnen. Dabei spüren die Verkäufer bei Klaus zwar durchaus eine gewisse Zurückhaltung, weil man es sich im Moment „zweimal überlege“, sich mit der großen Investition in eine Immobilie zu binden. „Dennoch sind bereits jetzt vor dem Bau-start für den ersten Bauabschnitt im Kultquartier dreiviertel aller Wohnungen verbindlich reserviert“, so Ruhdorfer, dessen Einheiten in den beiden Projekten bei Quadratmeterpreisen zwischen rund 6.000 bis 6.350 Euro liegen.

Ähnlich ist die Situation bei GS Wohnbau, die im Augsburger Textilviertel in der Nähe der City-Galerie ein sechsgeschossiges Mehrfamilienhaus baut. Auch hier sind bereits 31 der 41 Wohnungen verkauft oder reserviert. „Bei unserem Objekt Kammgarnquartier und auch bei sonstigen Bauvorhaben gab es keine pandemiebedingten Rückzieher. Auch die Nachfrage ist nicht zurückgegangen“, so Geschäftsführer Christoph König. Lediglich auf dem Höhepunkt der Verunsicherung seien einige Interessenten etwas nervöser geworden. „Momentan hat sich die Situation wieder eingespielt, nahezu wie vor Corona“, stellt König fest. Für den Geschäftsführer ist das auch wenig verwunderlich. Allein durch anstehende Lohnerhöhungen im Bauhandwerk – die Gewerkschaft fordert 6,8 Prozent – werden die Neubaupreise wohl nicht sinken. Dazu geselle sich die enorme Geldflut, mit der die deutsche Bundesregierung mit „Wumms“ und der „Bazooka“ (Bundesfinanzminister Olaf Scholz) die wirtschaftlichen Auswirkungen durch das Virus wegschwemmen will. „Ehrlich gesagt sehe ich bei diesen Unmengen an Hilfsgeldern, die derzeit geradezu hektisch in den Markt gepumpt werden, eine relativ hohe Inflationsentwicklung vor uns, die sicher zu einer weiteren Flucht in Sachwerte, unter anderem Immobilien, führen wird“, vermutet Christoph König.

Lesen Sie mehr

in der top schwaben Ausgabe Nr. 70