Visionär mit starker Bodenhaftung

Ein Wunschallgäuer mit rumänischen Wurzeln baute in Schwaben
das erste deutsche Flugzeug mit emissionsfreiem Elektroantrieb.
Im kommenden Jahrzehnt will der höchst kreative Tüftler sogar den ersten Passagierflug starten, der mit sauberer Energie in die Luft geht.

Das kleine Technologiezentrum am Penzinger Feld liegt in Sichtweite des gleichnamigen wie legendären Militärflugplatzes im Osten von Landsberg am Lech. Die Ausrichtung des modernen Gebäudes erfolgte gen Süden. Drei E-Ladestellen wurden neben dem Eingang positioniert, in den riesigen Fenstern daneben spiegelt sich die Sonne, an der gerade ein Sportflugzeug vorbeisurrt. Alles wohl ganz nach dem Geschmack von Konstrukteur Calin Gologan, ein hochgewachsener, freundlicher Mann mit Jahrgang 1954. Szenenwechsel: Ein schneeweißes Leichtflugzeug taucht in das entgegenkommende Wolkenmeer ein. Während die kleine Propellermaschine lautlos dahingleitet, ertönt sphärische Musik. Das Werbevideo der Firma von Calin Gologan regt ein wenig zum Träumen an. Doch der Chef-Designer von „Elektra Solar“ steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Realität. Und die könnte eines Tages mit einem Himmel voller Elektro-Flugzeuge daherkommen.

Der kluge, vielseitige Mann aus Sibiu – zu deutsch Hermannstadt – dachte schon zu einer Zeit über fliegende Stromer nach, als solche Pläne selbst für Autos noch eher belächelt wurden. Der Grund: Die damaligen schwergewichtigen Batteriemonster, schon bei den vierrädrigen Vehikeln schwer vorstellbar, schienen – so der damalige Stand der Technik – in Kleinflugzeugen keine Zukunft vor sich zu haben. Nicht so Calin Gologan, der leidenschaftliche und ehrgeizige Vollprofi mit renommierten Zwischenstationen wie Airbus und Grob in Tussenhausen im Landkreis Unterallgäu. Schon vor zehn Jahren stellte er fest: „Emissionsloses Motorfliegen ist schon mit den heutigen Mitteln möglich.“ Gemeint war die geräuscharme Alternative zu den knatternden Spritschleudern mit zwei Flügeln, die enorme Kraftstoffmengen verfeuern und dabei die Flugplatzanwohner nerven. Den lärmenden Verbrennungsmotoren setzte der Visionär, der kein Kind von Traurigkeit zu sein scheint und gerne Brillen mit knallbuntem Rahmengestell trägt, den „sauberen, grünen Flugplatz“ entgegen.

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in der top Schwaben Ausgabe Nr. 68