EINE MÖRDERISCH AUFSTREBENDE FAMILIE

In der Bayerischen Landesausstellung 2020, die in Aichach und Friedberg startet, dreht sich alles um die Wittelsbacher. top schwaben berichtet über Landesausstellung und über die mörderisch aufstrebende Adelsfamilie.

Ein Schauplatz der Bayerischen Landesausstellung „Stadt befreit. Wittelsbacher Gründerstädte“ sind die historischen Räume des Wittelsbacher Schlosses in Friedberg. Die Ausstellung begibt sich auf Spurensuche nach den Ursprüngen der bayerischen Städtelandschaft, wie wir sie heute kennen.

Die Bayerische Landesausstellung 2020 feiert die bayerische Herrscherfamilie als städtegründende Landesherren. Diese Seite der Wittelsbacher zeigt auch der neue 168 Seiten starke Reiseführer „Morde, Macht und Mythos. Geschichte, Denkmäler und Städte der Wittelsbacher im Wittelsbacher Land“. Doch mit den Denkmälern der Wittelsbacher in neun Städten und Gemeinden im Landkreis Aichach-Friedberg, der sich touristisch als Wittelsbacher Land vermarktet, beleuchtet das kürzlich erschienene Taschenbuch zugleich dunkle Flecken in der Geschichte der Dynastie, auf deren Konto auch ein Königsmord, ein Gattinnenmord und ein Justizmord gehen. Und für die oft abstruse Machtpolitik der Wittelsbacher mussten die wehrlosen Wittelsbacherstädte Aichach und Friedberg immer wieder büßen.

Denkmäler wie das aufwendig sanierte Museum im Wittelsbacher Schloss Friedberg, das Nationaldenkmal auf dem Burghügel in Oberwittelsbach oder das „Sisi-Schloss“ im nahen Unterwittelsbach sind sozusagen „touristische Schaufenster“ des Landkreises Aichach-Friedberg, zumal im Jahr der Bayerischen Landesausstellung 2020. Doch diese Denkmäler wie auch die Stadtmauern von Aichach und Friedberg, eine Kirche in Mering oder eine Kapelle in Merching erzählen auch von den jahrhundertelang allzu gern verschwiegenen oder von Chronisten in Diensten der Wittelsbacher eilfertig beschönigten dunklen Flecken in der Geschichte dieser Dynastie. Wittelsbacher regierten von 1180 bis 1918 als Pfalzgrafen, Herzöge, Kurfürsten, Könige und Kaiser in Bayern und waren mit großen Teilen des europäischen Hochadels verwandt oder verschwägert. Am Ende wurde der Name Wittelsbach zum Markenzeichen und ein fester Bestandteil des „Mythos Bayern“. Was dabei gern übersehen wird: Weit öfter, als sich Wittelsbacher als Städtegründer hervortaten, übten sie sich im Zerstören, Plündern und Niederbrennen von Städten – auch mal der eigenen, wenn Wittelsbacher wieder einmal gegen andere Wittelsbacher Krieg führten.

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in der top schwaben Ausgabe Nr. 69