Wie schwäbisch ist der FCA? Und welches Image hat der Verein? top schwaben wollte von Fußball-Begeisterten der ganzen Republik wissen, ob der FCA tatsächlich die „graue Maus“ der Liga ist …
„Und jeder Gastverein soll hier willkommen sein, denn Fußballfreundschaft ist für uns Pflicht. Doch wenn der Ball im Spiel ist, wird die Fahne gehisst, denn wir sind Augsburger … UND IHR NICHT!“ rufen die Stadionfans im Chor.
Obwohl die Stadionhymne des FCA alle anderen vermeintlich ausgrenzt, muss sich keiner ausgegrenzt fühlen. Denn gemeint ist die Zeile als kleiner Augenzwinker in sprachlich sensiblen Zeiten. Denn die Zeile spricht direkt auch alle Nicht-FCA-Fans an. Und die gibt es in der Region reichlich. Wer über 1860 München, 1. FC Nürnberg oder den FC Bayern im Fußball sozialisiert wurde, ist ein meist verlorener Kunde für den FCA. Aber die Generationen wechseln. Und je länger die Augsburger sich wie das berühmte gallische Dorf von Asterix gegen scheinbar übermächtige Gegner behaupten, desto interessanter wird er für die Zuschauer. Daran arbeitet der FCA. Sein soziales Engagement führt den Verein über die Stadtgrenzen hinaus in die Region. Es gibt die Veranstaltungsreihe „FCA on Tour“. Er zeigt sich regelmäßig in Schulen, bei regionalen Sportvereinen und sozialen Einrichtungen. Doch so lange die Fahnen des FC Bayern in schwäbischen Gärten flattern, ist noch viel zu tun. Auch wenn es beim FCA – zum Glück – kein münchnerisches Imponiergehabe à la „Mia san mia“ gibt, ist eigentlich ausreichend schwäbisches Selbstbewusstsein vorhanden … es ist nur noch nicht voll austrainiert. Wie wird der FCA in und außerhalb von Augsburg gesehen, gibt es etwas wie eine regionale Identität des Vereins? Dazu hat top schwaben Fachleute und Fußballbegeisterte gefragt.
Stefan Mayr, Stuttgart: Der gebürtige Augsburger spielte im Bayernliga-Team des FCA, schrieb für die Süddeutsche Zeitung und ist nun Pressesprecher Finanzen und IT bei Porsche. Gerade ist sein Buch über die Fußball-Ikone Fritz Walter erschienen (siehe Seite 32). Er sagt zum FCA: „Ich freue mich immer noch jeden Samstag wie ein kleiner Schulbub, wenn in der Tagesschau die Ergebnisse des FCA vorgelesen werden und unser Städtchen in der Tabelle vor solchen Namen wie Köln, Stuttgart oder Berlin steht. Als ich neulich für mein Buch in Kaiserslautern zur Recherche war und den Betzenberg erblickte, fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen: Mensch, diese Stadt war viermal Deutscher Meister, zuletzt 1998. Und jetzt? Abstiegszone Dritte Liga … Ganz zu schweigen vom HSV. Da geht einem wie mir, in dessen halbem Leben der FCA in der Drittklassigkeit verbracht hat, auch nach zehn Jahren das Herz auf. Hey, Augschburger, jeder Spieltag in der Bundesliga ist ein Geschenk!“
Claus Häberlin, FC Bayern-Fan, aus St. Mang im Allgäu: „Es ist aus fußballerischer Sicht erfreulich, in der Bundesliga zwei Vertreter aus Bayern und dann noch einen aus der Region zu haben. Auch als FCB-Fan freue ich mich über die FCA-Erfolge und den jährlichen Verbleib in der Liga. Der FCA wirkt sehr bodenständig und hat kein abgehobenes Image. Durch Fanaktionen, Nachwuchswerbung und Freundschaftsspiele wird der FCA auch im Allgäu wahrgenommen. Nicht zu vergessen ist der FCA-Fanbus, der es den Fans aus dem Allgäu ermöglicht, die Heimspiele zu besuchen. Ich habe Arbeitskollegen, die Dauerkartenbesitzer beim FCA sind.“
Peter Baumann, SC Freiburg-Fan, aus Dresden: „Als SCF-Fan schaut man immer kritisch auf Aufsteiger, da sie Mitkonkurrenten gegen den Abstieg sind. Mit dem FCA hat ein solider und gleichwertiger Verein Fuß gefasst hat. Die Beziehung würde ich ‚auf Augenhöhe‘ einschätzen mit leichten Pluspunkten für Augsburg. In meinem derzeitigen Wohnort Dresden gibt es nur einen Verein: Dynamo! Ein bestimmtes Image des FCA konnte ich bisher nicht erkennen – er ist für mich weder bekannt als Talentschmiede noch als Underdog, der sich mit erkennbarer Strategie in der Liga halten kann. Er ist kein Verein, der Skandale produziert, sondern einfach solide ist, was durchaus positiv gemeint ist. Das Überreichen der Puppenkisten-Marionetten finde ich eine sehr schöne Geste: ein Alleinstellungsmerkmal in der Liga.“
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in der top schwaben Ausgabe Nr. 72