UNTER DAMPF

In Nördlingen betreibt der Bayerische Eisenbahnmusem e.V. eines der bedeutendsten technikhistorischen Museen Deutschlands – ehrenamtlich mit großen Einsatz seiner rund 600 Mitglieder.

Ekkehart Böhnlein trat kurz nach der Gründung des Vereins in München dem „Bayerischen Eisenbahnmuseum e.V.“ bei und ist seit 49 Jahren dessen Vorsitzender. Als sich die Möglichkeit bot, in seiner Heimatstadt Nördlingen ein nicht mehr benötigtes Betriebswerk der Bahn zu kaufen, nutzte der Verein die Chance. Seither befindet sich das Museumsgelände mit Lokschuppen gegenüber des Bahnhofs der Riesmetropole. / Wolfgang Strobl /

Man tritt in eine andere Welt, sobald die Tür hinter dem Eingangsgebäude ins Schloss fällt: Schwarz-rot lackierte Dampfloks ziehen die Blicke auf sich, Reisezugwagen unterschiedlichster Couleur, ein Schienenbus, wie man ihn aus den 1980er-Jahren noch im Einsatz kennt. Eine kleine, noch unrestaurierte Lok erinnert an die „Molly“ von Jim Knopf aus der Augsburger Puppenkiste. Und überall klicken auf dem Freigelände des Bayerischen Eisenbahnmuseums, kurz BEM genannt, die Auslöser von Kameras der Besucher, die in aller Seelenruhe durch das schöne Stück Eisenbahngeschichte gegenüber des Nördlinger Bahnhofs schlendern.

Mit rund 250 Schienenfahrzeugen auf circa 35.000 Quadratmetern Fläche ist das Nördlinger Eisenbahnmuseum nicht nur attraktiv für Besucher aus der Region. „Wir hatten ein Filmteam aus Japan da, Journalisten aus Italien und Besucher aus ganz Europa erleben die Faszination Eisenbahn gerne bei den „Rieser Dampftagen“, kommt Ekkehard Böhnlein ins Schwärmen. Bereits als junger Mann zog es ihn an die Gleise. In München, wohin die Familie des gebürtigen Nördlingers zog, lernte er Ende der 1960er-Jahre einige andere kennen, die von den mächtig schnaubenden, dampfenden Stahlrössern fasziniert waren. „Es war die Zeit, als die Dampflokomotiven bei der Bahn ausrangiert wurden und durch Diesel- und E-Loks ersetzt wurden“, erinnert sich Böhnlein, dessen eisenbahn-begeisterte Freunde am 15. Juni 1969 den Verein „Bayerisches Eisenbahnmuseum e.V.“ gründeten. Vier Tage später trat auch der junge Student Ekkehard Böhnlein dem Verein bei, bei dem er mittlerweile seit 49 Jahren als Vorsitzender die Weichen für dessen Erfolg stellt. „Damals trafen wir uns regelmäßig im Kreise von sieben Freunden, ob und was wir dazutun könnten, den kulturellen Schatz zu erhalten“, beschreibt der heutige Apotheker die Anfangszeit des gemeinnützigen Vereins, der 1985 von München nach Nördlingen umzog. Seither entwickelte sich das BEM zu einem der bedeutendsten technikhistorischen Museen und verfügt über die größte private Fahrzeugsammlung in Deutschland. „Ich muss zugeben, dass wir schon ein bisschen stolz sind, wenn man sieht, was unser Verein erhalten und geschaffen hat“, sagt Ekkehart Böhnlein ganz nebenbei auf dem Weg in den Lokschuppen, wo wahre Schätze unter dem Dach des historischen Gebäudes stehen.

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in der top schwaben Ausgabe Nr. 71