EIN „UR-SCHWABE“ ALS BAYERISCHER VOLKSANWALT

Der Donauwörther Wolfgang Fackler ist seit einem Jahr Bürgerbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung.

Wolfgang Fackler vor seinem Büro in München, das direkt an der Bayerischen Staatskanzlei am Franz-Josef-Strauss-Ring liegt. / Mathias Böck /

Im November letzten Jahres wurde der Donauwörther Landtagsabgeordnete Wolfgang Fackler zum Bürgerbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung berufen. Eine Amtszeit oder Amtsperiode dafür gibt es nicht: Der Bürgerbeauftragte wird direkt vom Bayerischen Ministerpräsidenten berufen. Mit top schwaben-Autor Günter Stauch sprach Wolfgang Fackler über das Amt, dessen Aufgaben und darüber, wie er mit seiner Vielzahl an Ämtern zeitlich klar kommt.

Wir vermissten bei der Begrüßung vor dem Gespräch etwas den oberbayerischen Akzent eines Menschen mit Geburtsort München.
Wolfgang Fackler: Ich bin zwar in München geboren, aber meine Eltern stammen aus dem Landkreis Donau-Ries. Sie sind in jungen Jahren nach München gezogen, haben dann aber bald gemerkt, dass diese Metropole nicht das Richtige für sie war. Sie kehrten deshalb – nach meiner Geburt – wieder zurück nach Hause, nach Donauwörth. Also können Sie mich gewissermaßen als einen „Ur-Schwaben“ betrachten.

Stadtrat, Kreisrat, Landtagsabgeordneter, Vorsitzender der CSU-Arbeitsgruppe Wehrpolitik, stellvertretender Kreisvorsitzender der Partei, Ehrenämter, Caritasrat, örtliche Vereine und weitere Gremien: Jetzt haben wir noch nicht einmal die Funktion des Bürgerbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung erwähnt, die Sie seit einem Jahr wahrnehmen. Auf wieviele Arbeitsstunden pro Woche kommen Sie?
Wolfgang Fackler: Ich zähle die Stunden nicht und mache mir darüber auch keine Gedanken. Politiker haben keine Arbeitszeiterfassung. Man geht in der Früh aus dem Haus und kommt in der Regel spät abends wieder heim. Dazwischen findet so gut wie kein Leerlauf statt. Beim Zeitmanagement geht es eher darum, wie und wann man mal eine Auszeit findet, um zu radeln, zu joggen oder zu schwimmen. Das habe ich in der Corona-Zeit wieder begonnen und nehme hin und wieder an Triathlon-Wettbewerben über kürzere Distanzen teil.

 

„Wenn ich bei einer Behörde nachfrage, hat das schon Gewicht.“

 

Über die Funktion des Bürgerbeauftragten finden sich in der Literatur zahlreiche Begriffe wie etwa Vermittler, Schiedsrichter, Ombuds- und Vertrauensmann, Ansprechpartner und Bindeglied.
Wolfgang Fackler: Würde ich alles gelten lassen. In Bayern heißt er Bürgerbeauftragter, in anderen Ländern wie zum Beispiel in Österreich Volksanwalt. Aus meiner Sicht ist es höchste Zeit geworden, dass so eine Aufgabe eingeführt wurde. Andere Bundesländer, etwa Thüringen, waren früher dran. Die Position eines Ombudsmannes steht in skandinavischen Ländern in einer viel längeren Tradition.

Ist Ihres ein starkes Amt?
Wolfgang Fackler: Ja, denn ich unterstütze die Bürger bei verschiedenen Problemen. Wenn ich bei einer Behörde nachfrage, wo das Problem liegt, dann hat das natürlich schon Gewicht und entfaltet Wirkung, weil ich als der zuständige Bürgerbeauftragte und Landtagsabgeordneter agiere. Ich gehe meiner Arbeit aus der Bayerischen Staatskanzlei heraus nach, an die mein Büro gewissermaßen angedockt wurde. Ein Umstand, den ich für sinnvoll halte, zumal der Beauftragte damit als übergeordnete Instanz wirken kann. Die meisten Stellen, mit denen ich in Kontakt trete, wissen das. Ich werde bei den staatlichen Behörden ernst genommen um deren Handeln etwa bei kritischen Anfragen zur Sozial-, Umwelt – oder Innenpolitik es ja geht. Trotz meiner Stellung und meines Büros in der Nähe der Staatskanzlei bin ich aber kein Beamter und kann unabhängig agieren. Und: Der Volksanwalt, als den ich mich in der Hauptsache sehe, muss immer beide Seiten im Blick haben. Ich bin der Allgemeinheit gegenüber verpflichtet. Als Bürgerbeauftragter ist es dann natürlich meine Aufgabe, die Antwort eines Ministeriums oder einer anderen Dienststelle dem Betroffenen zu erklären. In einer verständlicheren Sprache als in dem oft eher verklausulierten Ton der Amtsstube.

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in der top schwaben Ausgabe Nr. 88