Über den Zusammenschluss der Sparkassen Schwaben-Bodensee und Günzburg-Krumbach wurde viel spekuliert. Zu den tatsächlichen Beweggründen der Fusion stand Daniel Gastl, der neue Vorstandsvorsitzende der nun größten schwäbischen Sparkasse, top schwaben Rede und Antwort.
Erst wenige Tage ist Daniel Gastl im Amt des Vorstandsvorsitzenden der größten schwäbischen und viertgrößten bayerischen Sparkasse. Am 1. Dezember folgte er Thomas Munding, der die Sparkasse Schwaben-Bodensee 20 Jahre lang führte und kürzlich in Ruhestand ging. Mit top schwaben sprach Daniel Gastl über die jüngste Fusion, seine persönlichen und geschäftspolitischen Ziele – und über die massiven Veränderungen, denen Finanzinstitute gegenüber stehen.
Die Sparkasse Schwaben-Bodensee in der heutigen Form ist gerade ein paar Monate alt – und feiert doch bereits ihr 200. Jubiläum. Welche war eigentlich die Gründungssparkasse, die 1824 gegründet wurde?
Daniel Gastl: Tatsächlich ist die Sparkasse an unserem Hauptsitz die älteste Sparkasse. Die „Sparkasse der königlich bayerischen Stadt Memmingen“ wurde 1824 gegründet und hieß später Stadtsparkasse Memmingen. Die zweitälteste Sparkasse unter unserem jetzigen Dach war die in Lindau. Sie wurde 1825 als Sparkassen-Verein gegründet.
Die heutige Sparkasse Schwaben-Bodensee umfasst ein sehr weitläufiges Gebiet. Können Sie uns sagen, wie viele Sparkassen es zum Höchststand waren, die auf dem Gebiet der heutigen Sparkasse als eigenständige Institute ihre Geschäfte betrieben?
Daniel Gastl: Es gab eine Fülle von kleinen und Kleinstsparkassen einzelner Orte wie die Sparkasse Ottobeuren oder Sparkasse Babenhausen. Die haben wir nicht gezählt, das sind zu viele. Wenn man jedoch das heutige Institut ansieht, bilden im Wesentlichen elf bereits fusionierte Vorgängerinstitute die heutige Sparkasse Schwaben-Bodensee.
„Eine Fusion muss auch geschäftspolitisch Sinn machen.“
Die letzte Fusion zur jetzigen Sparkasse kam auch für die Branche sehr überraschend. Soweit bekannt ist, erfolgte der Beschluss der Sparkasse Günzburg-Krumbach außerordentlich schnell und einstimmig, als „Juniorpartner“ der weitaus größeren Sparkasse in Memmingen beizutreten. Das ist sehr ungewöhnlich. War man denn in Günzburg froh, das eigene Institut in andere Hände legen und größer aufstellen zu können?
Daniel Gastl: Es wurde ja viel spekuliert, warum es so kam wie es jetzt ist. Ich kann Ihnen gern ausführen, wie es wirklich zu der Fusion kam: Am Rande einer Sitzung des schwäbischen Bezirksverbandes der Sparkassen im Dezember 2022 unterhielten sich Herr Munding als Obmann und meine Wenigkeit als stellvertretender Obmann über die Struktur der Sparkassen in Schwaben. Dabei haben wir festgestellt, dass die Grenze des Landkreises Günzburg und der Sparkasse Günzburg-Krumbach zu der der Landkreise Augsburg und Unterallgäu – dem Gebiet der Sparkasse Schwaben-Bodensee – in Summe rund 100 Kilometer ausmachen und sich das Gebiet unserer damaligen Sparkasse Günzburg-Krumbach gut einfügen würde.
Die Sparkasse Günzburg-Krumbach als fehlendes Puzzle-Stück auf der Landkarte?
Daniel Gastl: Geografisch kann man das vielleicht so sehen. Eine Fusion muss aber auch geschäftspolitisch Sinn machen. Und hier kamen mehrere Überlegungen ins Spiel: Zum einen habe ich seit meinem ersten Arbeitstag in der Sparkassenorganisation an der Sparkasse Memmingen-Mindelheim-Lindau immer bewundert, wie wahnsinnig effektiv diese arbeitet. Sie hatte den niedrigsten Verwaltungsaufwand aller Sparkassen in Bayern. Die Kreissparkasse Augsburg hatte ich immer um ihren Vorsprung in der Digitalisierung beneidet. Sie war bayernweit bei digitalen Beratungsprozessen führend. Dafür waren wir in Günzburg im Firmenkundenbereich sehr, sehr gut und hatten eine sehr hohe Kundenzufriedenheit. Da tauscht man sich unter den Vorstandskollegen schon mal aus und stellt sich die Frage, wie man woanders erfolgreiche Konzepte im eigenen Haus einführen könnte.
Können Sie das an einem Beispiel festmachen?
Daniel Gastl: Nehmen Sie die Videoberatung. Wenn Sie eine Wohnbaufinanzierung oder eine Wertpapierberatung über Video anbieten wollen, dann geht es nicht nur darum, dass ich ein iPad auf den Tisch stelle und eine Teams-Sitzung öffne, sondern ich muss ja auch rechtliche Rahmenbedingungen und die Vorschriften des Wertpapierhandelsgesetzes beachten. Ich brauche Leute, die geschult sind, die einen kompetenten Hintergrund haben und auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen können. Dabei geht es auch darum, wie die benötigten Unterlagen ins Haus kommen und Tools vorhanden sind, mit denen Unterlagen gleich so bearbeitet werden können, dass es in der Produktion schnell geht. Da steht man schnell vor der Überlegung: Wenn wir das alles selber neben der täglichen Arbeit aufbauen müssen, ist das ein großes Invest. Wäre es da nicht ein Riesen-Benefit, wenn wir zusammengehen und erfolgreiche Prozesse vom Partner übernehmen?
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in der top schwaben Ausgabe Nr. 88